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Wie Sie gut durch stürmische Zeiten kommen

Sieben elementare Tipps aus der Natur für den Umgang mit »Winds of Change«


Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung

In den letzten Tages gab es gleich mehrerer Sturm-Tiefs. Nachts jaulte der Wind um die westliche Häuser-Ecke und pfiff im Schornstein. Mitunter begleiteten Regen und Eis das Tosen. Das Fenster stand offen. Es schepperte und der Sturm drückte das Wasser herein. So stand ich auf, um es zu schließen und lag anschließend wach. Grelle Blitze erhellten die Nacht. An Einschlafen war nicht mehr zu denken. So sinnierte ich über den Sturm. Und dachte: Es sind wirklich stürmische Zeiten. Und Sturm macht uns Angst. Selbst wenn ich weiß, dass ich hier im Haus ziemlich sicher bin. Sturm ruft Urängste wach. Und es ist nicht nur der wettermäßige Sturm, der uns derzeit erschüttert. Überall um uns ist es derzeit stürmisch: in vielen persönlichen Leben, in Unternehmen und Organisationen und letztlich auch in Gesellschaft und globaler Gemeinschaft weht ein »Wind of Change«.
 Daher frage ich mich:
Können Erfahrungswerte aus der Natur uns helfen, mit diesen Stürmen besser umzugehen?


Denn egal, was uns Angst macht: wenn wir uns vorstellen, wie die Natur sich hilft, hilft dies vielleicht auch uns. Hier sind meine Erkenntnisse für Sie als Unterstützung, um gut durch stürmische Zeiten zu kommen.

 


2. Wie entstehen Stürme?

Warum in Stürmen immer auch Werte kollidieren

Wenn kalte und warme Luftmassen aufeinander treffen, entsteht Wind. 
Dabei sind Luftdruck-Unterschiede entscheidend für die Entstehung eines Sturms. Denn: kalte Luftmassen sind schwerer als warme.

Beim Aufeinandertreffen von Luftmassen verschiedener Temperaturen schiebt sich die leichtere Warmluft über die schwere Kaltluft und es entsteht Wind. Je höher die Temperatur-Unterschiede dabei sind, umso größer sind die Luftdruck-Unterschiede und umso windiger wird es.  Das heißt: Stürme entstehen immer dann, wenn die Temperatur-Unterschiede der Luftmassen, die aufeinander treffen, besonders groß sind. 
Und Stürme gibt es besonders häufig, wenn die warme und die kalte Jahreshälfte sich begegnen. Nämlich zu Beginn und zum Ende des Winters - im frühen Frühjahr und im späten Herbst. Dann wechseln nicht nur die Temperaturen, sondern mit ihnen auch die Prioritäten. Denn: es braucht andere Werte und Haltungen um gut durch den Sommer zu kommen, als durch den Winter.

Während im Sommer Werte wie  Ausstrahlung, Anziehung, Fruchtbarkeit, Verschwendung, Wachstum und Reifen im Vordergrund stehen, sind dies im Winter dagegen zum Beispiel: Rückzug, Sicherheit, Schutz, Ruhe, Sparsamkeit und Innehalten. 
Daher findet im Frühjahr und Herbst in der Natur nicht nur ein Wetter- sondern auch ein Werte-Wechsel statt.
 Zwischenmenschliche Stürme und Stürme in Familien, Unternehmen, Organisationen und Gesellschaften entstehen ähnlich. Denn sie sind letztlich nichts anderes als das Aufeinandertreffen verschiedener Wert-Vorstellungen.
 Wenn die Differenz dieser Wert-Vorstellungen besonders groß ist, fällt der Sturm, oder in diesem Fall die Werte-Wandel-Krise bzw. der Streit besonders heftig aus.
 Umgekehrt könnte man sagen:


IMMER, wenn es stürmisch wird, treffen verschiedene Werte aufeinander.


Aus der Perspektive der Erfahrung um den Wechsel der Jahreszeiten wissen wir, dass jetzt im Vorfrühling irgendwann der Frühling über den Winter siegen wird - und mit ihm dessen Werte. Die Verschlossenheit des Winters wird im Frühling durch Offenheit ersetzt, die Starre weicht dem Fließen, die Sparsamkeit wechselt zur Fülle, Unscheinbarkeit wird zu verschwenderischer Schönheit usw.
 Zu wissen, was kommt, ist dabei ein Trost und gibt uns Sicherheit.
 Bei zwischenmenschlichen, unternehmerischen, organisatorischen und gesellschaftlichen Stürmen wissen wir vorher nicht, was kommen wird. Das führt zu Unsicherheit. Daher hilft uns die Vorstellung davon, was kommen soll. Welche Werte wollen wir in der Zukunft leben? Wie soll es sich anfühlen, wenn diese Werte gelebt sind?


In stürmischen Zeiten sollten Sie sich daher die folgenden Werte-Fragen stellen:

  • Welche Werte waren in der Vergangenheit nützlich, sind dies aber nicht mehr für die Zukunft?
  • Welche Werte strebe ich/streben wir für die Zukunft an?
  • Was würde sich konkret ändern, wenn mein/unser Handeln auf diesen neuen Werten basieren würde?
  • Was würde passieren, wenn nichts passiert?

Und weiter:

Was nützt und schützt mich/ uns, wenn alte und neue Werte aufeinander treffen?

Wie kann das Alte im Loslassen unterstützt werden und das Neue im Florieren?


3. Wie geht die Natur mit Stürmen um? Sieben elementare Tipps aus der Natur für den Umgang mit »Winds of Change«


3.1.Seien Sie ehrlich zart

Jetzt im Frühjahr, wissen wir zwar schon, dass über kurz oder lang der Sommer siegen wird. Aber: die Stürme des Frühjahrs bringen den Winter oft noch bis in den Mai hinein zurück. Dann wird es auf einmal wieder richtig kalt und wir werden gemahnt, uns nicht schon zu früh zu freuen. Denn: Stürme können gewaltigen Schaden anrichten und besonders die späten Fröste, die mit Wind übers Land ziehen, lassen viele Pflanzen, die sich bereits aus der Erde getraut hatten, erfrieren.
Zeiten von Werte-Wechsel sind daher empfindliche Zeiten, in denen es auf viel Achtsamkeit ankommt und darauf, sich damit auseinander zu setzen, dass Sturm möglich ist und nicht ungewöhnlich und unter Umständen real gefährlich. Gefährlich nämlich in dem Sinne, dass vieles, was bereits an Neuem da war, dem Sturm zum Opfer fallen kann. Dies ist im Frühling im Garten so und auch in allen Bereichen unseres Lebens, in denen sich Werte wandeln.
Daher hilft es in Zeiten von Werte-Wandel nicht, sich nur auf das Neue zu konzentrieren.
Jetzt ist es wichtig, zu akzeptieren und anzunehmen, dass die alten Werte eine große Kraft besitzen, da sie etabliert sind und in der Vergangenheit ihren Sinn hatten, sonst würde es sie nicht geben.
Diese große Kraft etablierter Werte kann, gerade in noch frischen Zeiten junger neuer Werte, dazu führen, dass sich das Neue ohnmächtig fühlt. Und diese Ohnmacht dazu führt, dass das Alte noch einmal siegt.
Achtsamkeit ist daher angesagt.

Was Ihnen jetzt hilft:
  • Vermeiden Sie „Los-Schießen“ und Aktionismus und warten Sie ab, bis die Bedingungen stimmen, oder seien Sie innovativ (Siehe dazu auch meinen Blog-Text »entschlossen UND unentschlossen«).
  • Nehmen Sie die Tatsache an, dass das Neue noch zart ist und empfindlich. Seien Sie ehrlich zart. Denn: so fühlen sich Knospen und junge Sprosse im Frühjahr an. Sie bergen in sich das Neue, aber sie sind noch nicht das Neue. Sie tragen das Potenzial des Neuen in sich und sind dem Winter noch ganz ausgesetzt.
  • Verzichten Sie darauf, sich »überlegen« zu fühlen, selbst wenn sie fest daran glauben, dass die Werte, die Sie anstreben, die Zukunft sind.
  • Sie finden das Neue, was sie ausdrücken und zeigen wollen, noch nicht im Außen, sie finden es zunächst nur in sich selbst: in dem Potenzial des Neuen, dass Sie bisher nur fühlen, aber noch nicht vollends zeigen können. Nähren Sie daher dieses innere Bild: zum Beispiel mit Meditation und Visualisierung.
  • Wenn Sie mit anderen kommunizieren, setzen Sie mehr auf das Teilen von Gefühlen, z.B. mit Bildern und Geschichten, als auf das Formulieren von Argumenten und Überzeugungen.

3.2. Bilden Sie tiefe Wurzeln

Für Bäume gilt, dass Tiefwurzler, die eine Pfahlwurzel besitzen, wie z.B. Eichen, Eschen, Linden und Robinen weniger der Gefahr von Windwurf ausgesetzt sind als Flachwurzler, wie z.B. Fichten, Pappeln und Birken, deren Wurzeln nur knapp unter der Erdoberfläche und eher in die Breite wachsen.
Fragen Sie sich daher:
» Was bedeutet es für Sie, starke Wurzeln zu haben?
» Was gibt Ihnen persönlich / Ihrem Unternehmen / Ihrer Organisation Halt?


Eine »Wurzel« könnten z.B. Erfahrungswerte sein, wie Sie zu anderen Zeiten »Stürme« überstanden haben, oder Geschichten, die Sie hierzu inspiriert haben.

  • Wie wurden andere Zeiten von Werte-Wandel erlebt? Was hat damals geholfen? 
Gibt es Menschen um Sie herum, Team-Mitglieder, die hierzu »Erfolgsgeschichten« zu erzählen haben, Anekdoten, …?
  • Welche anderen Geschichten, Inspirationen, Vorbilder kennen Sie in Bezug auf das Überstehen von »stürmischen Zeiten«? 
Fragen Sie sich: Warum inspiriert Sie besonders diese Geschichte?

Eine weitere »Wurzel« kann der Zusammenhalt innerhalb Ihrer Familie / Ihres Teams / Ihres Netzwerkes sein.

  • Stärken Sie diesen Zusammenhalt z.B. mit Team-Events, gemeinsamen Tun, Feiern, Erleben.
  • Etablieren Sie eine ehrliche Kommunikations-Kultur und üben Sie sich darin, sich aufrichtig auszutauschen, ohne einander gleich zu bewerten
  • Und eine wesentliche »Wurzel« ist ein eigenes oder verbindendes gemeinsames Herzens-Ziel: eine Vision.
  • Begeben Sie sich so viel wie möglich ins Fühlen und ins Visualisieren Ihrer Vision: fühlen und formulieren Sie, was Sie nicht mehr wollen und was Sie stattdessen wollen.

  • Zeichnen Sie das Bild der Zukunft, dass Sie sich vorstellen, so genau wie möglich. Ermutigen Sie andere, sich über dieses neue Bild mit Ihnen auszutauschen.
  • Fragen Sie sich, wie Ihr Leben / Ihr gemeinsames Arbeiten / Ihre Wirkung nach außen in der Zukunft aussehen und wahrgenommen werden soll: Was soll »nach dem Sturm« sein?
  • Aktivieren Sie Vorfreude, denn sie ist eine starke Wurzel, stürmische Zeiten zu überstehen.

3.3. Seien Sie flexibel „in der Krone“

Ich habe vor einigen Jahren die Krone einer Esche während eines Sturmes sich zum Boden neigen sehen. Sie berührte ihn fast, ohne zu brechen. Und mit die beliebtesten Pflanzen für sehr windige Regionen sind Gräser, da diese sich im Wind bewegen und auch sich drehende Winde unbeschadet überstehen.
Das heißt: Flexibilität in der Krone ist ein guter Schutz gegen Windbruch.
Übersetzt heißt dies für mich: Flexibilität im Denken schützt in stürmischen Zeiten.
Stolz, Sturheit und Starrsinn dagegen verstärken jede Krise.
Was Sie im Sturmfall daher tun können:
  • Bleiben Sie Ihren Werten treu, aber seien Sie kreativ und flexibel in der Lösungsfindung!
  • Machen Sie sich möglichst frei von jeder Art Annahmen darüber, was andere »sind«, was sie denken und wollen könnten (diese können leicht zu Ent-Täuschungen führen und es ist meist schlicht Zeitverschwendung). Fragen Sie stattdessen nach!
  • Hinterfragen Sie Ihre Glaubens-Sätze, die Sie z.B. aufgrund negativer Erfahrungen »zum Gesetz« erhoben haben (z.B.: „Immer, wenn ich … passiert…“). Machen Sie sich frei dafür, dass es diesmal auch ganz anders kommen kann, denn  jede Situation ist einzigartig.
  • Vermeiden Sie jammern und meckern, denn beides verhärtet.
  • Wechseln Sie die Perspektive und sehen Sie sich selbst »von außen«  z.B. mit Hilfe von Coaching-Tools.
  • Respektieren Sie, dass andere andere Werte haben: hören Sie zu, statt sie zu verurteilen.
  • Benutzen Sie das »Zauberwort«: »Ja« und sagen Sie »Ja, stimmt« (aus Ihrer Perspektive haben Sie Recht), statt »Nein«. Verbinden Sie Ihre Argumente mit denen Ihres Gegenübers, indem Sie das Wort »UND« verwenden: z.B. »Ja, so war es bisher UND wir werden es schaffen, in Zukunft (Zielbild) zu erreichen.«

3.4. Werden Sie (wind-)durchlässig

In den wind-stärksten Zeiten im Frühjahr, Herbst und Winter sind unsere Laubgehölze kahl und durchlässig. Im Herbst trägt der Wind sogar dazu bei, die Blätter von den Bäumen »zu fegen«. Laublosigkeit und Laub-Loslassen helfen, Stürme besser zu überstehen, da Bäume und Sträucher dann weniger Wind-Angriffs-Fläche bieten, als im Sommer, wenn diese voll Laub sind.
Was dies für Sie / Ihr Unternehmen / Ihre Organisation heißen kann:

  • Konzentrieren Sie sich in stürmischen Zeiten auf das, was wesentlich ist und auf Ihre Strukturen.
  • Lassen Sie zu, dass sich jeder Sturm und Streit auch immer ein bisschen so anfühlt, wie »sich nackig« zu machen, denn in stürmischen Zeiten wird vieles offenbar, was sich sonst verbergen lässt. Jetzt wird auch für andere sichtbar, was Sie wollen - und was Sie nicht (mehr) wollen. Dies auszuhalten, statt es zu verbergen, trägt dazu bei, dem Sturm weniger Angriffsfläche zu bieten.
  • Bauschen Sie den Sturm nicht auf, sondern halten Sie sich an das, was ist.
  • Akzeptieren Sie, dass es ungemütlich ist/wird, statt zu versuchen, so schnell es geht, zurück in die Komfortzone zu kommen.
  • Geben Sie der Auseinandersetzung Zeit und Raum, statt ihr Widerstand entgegen zu bringen.

3.5. Setzen Sie auf Diversität

Forstliche Monokulturen, insbesondere flachwurzelnde Fichten-Monokulturen, sind besonders anfällig für Windwurf. Sturmtiefs wie »Lothar« (1997) und »Kyrill« (2007) warfen Millionen Bäume zu Boden. Unter anderem daher setzen Forstbetriebe und Forst-Einrichtungen in den letzten Jahrzehnten auf die Wiederbewaldung mit naturnahen, standortgerechten Misch-Wäldern. Diese halten weitaus größeren Windlasten stand.

Für ein Miteinander in ihrem persönlichen Leben, ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation in stürmischen Zeiten heißt dies:

Wenn Sie in Zeiten von Werte-Wandel zu neuen Lösungen gelangen wollen, setzen Sie auf Diversität!

  • Bilden Sie möglichst heterogene Netzwerke und Arbeitsgruppen, in denen viele verschiedene Menschen zu Wort kommen und gemeinsam an neuen Lösungen denken.
  • Betrachten Sie ein und die selbe Sache nicht nur von ein oder zwei, sondern von drei, vier, fünf… verschiedenen Perspektiven.
  • Misstrauen Sie »Gedankenfeldern«, in denen viele Menschen die gleiche gemeinsame Meinung vertreten und gemeinsam über andere »lästern«. Helfen Sie dabei, solche Gedankenfelder zu »durchlüften« und »aufzubrechen«, in dem Sie neue Gedanken anregen, das Feld um weitere Meinungen vergrößern, oder es verkleinern, da kleinere Gruppen von Menschen leichter dazu tendieren, sich ehrlich und tief miteinander auszutauschen, wenn sie dazu angeregt werden. Ein schönes Beispiel hierfür aus dem Change-Management sind Organisations-übergreifende Arbeitsgruppen für einzelne Change-Projekte.
  • Suchen Sie Austausch an Orten, an denen eine Vielfalt von Meinungen gehört wird und Lösungen in ehrlichem Austausch gemeinsam gefunden werden und üben Sie sich darin, Ihre Gedanken und ihre Meinung laut zu vertreten, auch wenn diese bei anderen zunächst unpopulär oder ungewöhnlich ankommen kann.
  • Suchen Sie Austausch besonders dort, wo Sie sich sonst eher nicht aufhalten. Tauschen Sie sich mit anderen Generationen aus, mit Menschen anderer Kulturen, mit Menschen, die ganz anderen Lebensstil führen, als Sie und kommen Sie so auf Lösungen, auf die Sie unter »ihresgleichen« nicht gekommen wären.

3.6. Wachsen Sie niedrig und kompakt, statt solitär und hoch hinaus

Hohe schlanke Solitäre-Pflanzen haben im Sturm die schlechtesten Karten. Dies wird noch verstärkt, wenn Sie auf einer einsamen Anhöhe, oder einem anderen besonders wind-anfälligen Standort stehen. Wind-resistente Pflanzen wachsen an der Basis breit und an der Spitze schmal also eher niedrig und buschig als solitär und hoch hinaus. Und je mehr Wind an einem Standort vorkommt, desto niedriger und kompakter fällt die dort ansässige Flora aus.

Was heißt dies übersetzt?
Jede*r von uns kennt Geschichten von Stars, die extrem schneller Erfolg ereilte und die danach ins Bodenlose stürzten, jede*r kennt Firmen, die rasant gewachsen und dann eingebrochen sind und es gibt mehrere Studien die belegen, dass mehr als 70% aller Lotto-Gewinner*innen von großen Summen anschließend pleite gingen oder Insolvenz anmeldeten.
Doch egal ob Stars, Unternehmen oder Lottogewinner*innen: in jedem Leben gibt es Momente, in denen wir zu schnell waren, zu voreilig, zu stolz, zu hochmütig, oder schlicht allein und uns dann einem Sturm ausgesetzt sahen, der uns mächtig zusetzte.
Jede*r von uns sollte »hoch hinaus« wachsen dürfen. Nur braucht jede*r von uns dazu zunächst einen Ort und Menschen um sich, die ihr/ihm die nötige Basis bieten. Und gesundes Wachstum, dass auch starken Stürmen stand hält, braucht meist eine Menge Zeit.
  • Üben Sie sich daher in Geduld.
  • Setzen Sie besser auf kleine, nachhaltige Erfolge als auf große Schnelle.
  • Achten Sie darauf, nicht allein da zu stehen: suchen Sie Unterstützer*innen und Verbündete, von denen Sie wissen, dass Sie auch zu Ihnen halten, wenn es windig oder stürmisch wird.
  • Üben Sie sich in Auseinandersetzung und konstruktivem Streiten und vergessen Sie Perfektion! Denn: wenn Pflanzen mit dem Wind wachsen, halten sie es sogar an besonders windigen Stellen aus. Es gibt solitäre Einzelbäume und Baumgruppen, die vom Wind geprägt ein wenig gebäugt und schief stehen, aber dafür sicher.

3.7. Bauen Sie Windschutzhecken für diejenigen, die sich nicht selber schützen können

Ob Windschutzstreifen oder Waldsaum, Buchsbaumhecken um Gemüsebeete oder Wildfrucht-Hecke im Garten: Windschutz wird überall dort gepflanzt, wo eine Straße, eine Terrasse, ein Feld oder Beet vor Erosion, Schneewehen, Kälte-Einbrüchen und Sturmschäden geschützt werden soll. Und natürliche Wind-Barrieren sorgen mancherorts für besonderes Kleinklima und seltene Flora.

Doch die meisten Windschutz-Hecken in unseren Breiten sind nicht natürlicher Art: sie wurden bewusst zu diesem Zweck gepflanzt.
Ähnlich verhält es sich auch mit dem Schutz für all jene, die in stürmischen Zeiten besonders gefährdet sind. Egal ob Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderung, Menschen in gefährdeten Regionen oder Positionen etc.: Für ihren Schutz gilt es, sich bewusst zu entscheiden.
Dies beginnt schon beim »Familien-Sturm«. Wenn Eltern streiten, ist es am besten, die Kinder nicht mit einzubeziehen und das Gefühl zu vermitteln: »Wir sind unterschiedlicher Meinung, aber wir finden eine Lösung. Wir schaffen das.«
Doch diejenigen, die sich nicht selbst schützen können, zu identifizieren, ist gar nicht so einfach. Bei kleinen Kindern ist dies möglicherweise noch leicht. Doch Wer ist für ihren Schutz zuständig? Die Eltern? Der Staat? Und was konkret heißt Schutz? Wo beginnt dieser und wo wird er zu viel: Wann wird aus Schutz Bevormundung?
Das alles ist nicht so leicht zu beantworten.
Doch gilt es in allen Bereichen; egal ob Familie, Unternehmen, Organisation, Gesellschaft und globale Gemeinschaft, diese Fragen zu stellen:

  • Wer ist schutzbedürftig?
  • Wovor müssen / sollten / können wir schützen?
  • Wie können wir schützen?
  • Wie gelingt Schutz in Würde: ohne Ent-Mächtigung und Bevormundung?

Eines ist jedoch ganz klar: der beste Schutz vor »menschlichen« Stürmen ist es, kleine Winde nicht zu meiden und sich ständig in allen zwischenmenschlichen Beziehungen in konstruktiver Auseinandersetzung zu üben. Denn »stürmische Zeiten« entstehen immer durch Vermeidung und durch langes Wegschauen auf die Krisen und Probleme, die sich am Horizont längst schon zusammen brauen.
Doch lassen sich Stürme tatsächlich ganz vermeiden?
In der Natur mit Sicherheit nicht, im menschlichen Zusammenleben und -Arbeiten vielleicht auch nie ganz.
 Womit ich zur Beantwortung meiner letzten Frage komme:


4. Ist Sturm nur schädlich?

Oder kann er auch nützlich sein?

Für Stürme lässt sich dies vielleicht nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber Wind ist wichtig!


Denn:

  • Wind sorgt dafür, dass es weitergeht.
 Viele Pflanzen sind Windbestäuber. Sie brauchen Wind, um sich zu vermehren. Sehen Sie Streit und Werte-Wandel daher immer unter der Prämisse der Erneuerung an.
  • 
Wind schützt vor Verfall.
 Denn Wind sorgt für gute Durchlüftung und damit wirkt er Fäulnis-Prozessen und Schimmel entgegen. Sehen Sie es so: Wo Streit ist, ist auch Lebendigkeit. Wo kein Streit ist, gibt es möglicherweise mehr faule Kompromisse.
  • 
Wind korrigiert Fehler.
 Denn morsche Äste und z.B. Monokulturen werden als »unbrauchbar enttarnt« und vom Wind gegebenenfalls entfernt. Nehmen sie daher Auseinandersetzungen und Streits als Chance, sich und die Strukturen um sich zu hinterfragen und neu auszurichten.


  • Wind ist lebenswichtig. Denn Winde sorgen für Frischluft-Austausch und Winde transportieren Regen-Wolken und bringen damit Wasser vom Meer aufs Land. Sehen Sie daher Streit und Werte-Wandel als Prozesse an, die neues Wachstum erst ermöglichen!
  • Wind ist Energieträger und Energie-Quelle. Wie alle Natur-Elemente und -Energien kann Wind sowohl zerstörerisch, als auch durchaus nützlich sein. Daher gilt: Nutzen Sie den Wind! Lassen Sie sich von ihm in neue Gefilde tragen! Setzen Sie die Segel oder bauen Sie Windräder!

Das heißt: Suchen Sie stets nach Möglichkeiten, stürmischen Zeiten für Innovationen zu nutzen. Stellen Sie sich Ihren Ängsten und erinnern Sie sich stets daran: Bewahren Sie Ruhe, denn im Auge des Orkans ist es stets ganz still.
 
Ihre Jana Symalzek